Über Chancen, Netzwerke und die Coronakrise

Entertainment und Alarmanlagen für Wohnmobile – für Ruwen Prochnow ist das auch die Kurzfassung des ersten Jahres mit Corona. Auf Einladung der Marketing-Pioniere erzählte er, wie er zu dieser ungewöhnlichen Geschäftskombination gekommen ist. Eine unterhaltsame und wahre Geschichte über gute Netzwerke, Chancen und Hands-On-Mentalität.

Selber machen und gründen

„Ich habe schon als Jugendlicher lieber auf Partys aufgelegt, als Zeitungen auszutragen“, berichtete Prochnow vom Beginn seiner Passion für die Eventbranche. Sein BWL-Studium finanzierte er sich als Hochzeits-DJ, baute und verlieh als einer der ersten Fotoboxen für Partys und entwickelte Stoffsegel, mit denen sich die Stative für Lautsprecher und Lichtanlagen dekorativ verkleiden lassen. Was ursprünglich nur seinem eigenen ästhetischen Anspruch genügen sollte, fand in der Branche großes Interesse. „Also entschieden wir, das größer aufzuziehen und selbst verschiedene Verkleidungsprodukte und Leuchtskulpturen zu produzieren“, so Prochnow. 2010 gründete er gemeinsam mit seiner heutigen Frau expand covers. Den Brandschutzanforderungen entsprechend entwickelten sie einen schwerentflammbaren Stoff, der trotz hoher Dehnbarkeit bedruckt werden konnte. Neben dem eher kleinen und saisonal aktiven Kundenkreis der DJs konnten sie auch Kunden aus dem Messebereich gewinnen. Gleichzeitig lief der Veranstaltungsbereich weiter und Prochnow machte sich unter pronow Eventausstattung einen Namen. Ihre Produkte lagerten sie zunächst in ihrer 50 Quadratmeter großen Studentenwohnung, später zusätzlich in zwei Anhänger, die sie am Kieler Westring parkten. 2013 folgte dann der Umzug in neue Räume mit eigener Schneiderei nach Osterrönfeld. „Wir hatten erwartet, dass der Platz für drei bis fünf Jahre reichen sollte, wuchsen dank neuer Kunden aber so stark, dass wir schnell mehr Fläche dazu mieten mussten“, berichtet der Unternehmer.

Komplette Veranstaltungen aus einer Hand

Mit seinem Einstieg in die Kieler challenge Erlebnisagentur vereinten sich für Prochnow die Bereiche Produktion, Ausstattungsverleih und Veranstaltungsbereich. „Gemeinsam können wir Events komplett von Konzept und Kreation bis zur Umsetzung aus einer Hand anbieten“, nennt Prochnow den entscheidenden Vorteil für die Kunden. „Zum ersten Mal habe ich mich auch an Ausschreibungen beteiligt“, verrät Prochnow. Die Auftragsbücher für 2020 waren gut gefüllt. „Dann kam Corona, eine heftige Vollbremsung. 100 Prozent der Veranstaltungen brachen weg“, beschreibt er die Situation im März 2020. Nach dem ersten Schock sorgt er mit seinen Geschäftspartnern für Lösungen, damals noch in dem Glauben, dass die Extremsituation schnell vorübergeht. Einige geplante Investitionen können sie schieben. Im Sommer nutzen sie ihr eigenes Equipment, um am Eckernförder Strand Crêpes und Soft-Eis zu verkaufen und können kleinere Hochzeiten ausstatten. Gegenüber digitalen Veranstaltungsformaten ist er, wie die Branche insgesamt, zunächst skeptisch. „Im September waren wir dann aber bei der Digitalen Woche und der Kieler Woche mit dabei“, berichtet Prochnow, „zwei Wochen, die sich wieder nach Arbeit anfühlten.“ Ansonsten bleibt die Auftragslage mau.

Feiern und arbeiten mit dem Alarmanlagenbauer

Ende 2020 können Prochnow und sein Team noch eine Firmenveranstaltung bei einem Produzenten von Alarmanlagen für Wohnmobile ausrichten. Das Unternehmen hat von der Krise profitiert und kann den Bestellungen nicht mehr nachkommen. „Beim Abbau kamen wir ins Gespräch – wenn ihr nichts zu tun habt, könnt ihr für uns Anlagen zusammenbauen“, gibt Prochnow die Kurzfassung. Seitdem hat er mit seinem Team bereits die Komponenten für ca. 30.000 Alarmanlagen entgratet, bestückt und verklebt. „So können wir unsere Kosten decken und gehen nicht insolvent“, so Prochnow. Dass die Eventbranche in der Coronakrise ein Sonderopfer bringen muss, versteht er. „Aber wir brauchen eine Perspektive und Hilfen durch den Staat, damit wir bald auch wieder gemeinsam feiern können“, fasst er zusammen.

Eine Variante des digitalen Netzwerkens konnten die Teilnehmenden gleich ausprobieren. Im Kumospace (www.kumospace.com) bewegen sich die Gäste als Avatare durch virtuelle Räume und können, wie im realen Leben mit denjenigen sprechen, die in ihrer Nähe stehen.