Fotos: Konstantin Börner

Die Kunst des selbstbestimmten Denkens im Digitalzeitalter

Julia Peglow, Autorin und Digital-Chronistin ist selbst mit einem Bein im analogen und mit dem anderen im digitalen Zeitalter aufgewachsen. Sie hat sich intensiv mit der Frage beschäftigt, wie wir den unterschiedlichen Denkweisen begegnen können, die sich durch die voranschreitende Entwicklung der Digitalisierung ergeben haben.
In ihrem Vortrag hat sie uns auf eine Reise mitgenommen, die entlang eines Risses zwischen analoger und digitaler Welt, zwischen Hardware und Software, zwischen altem Perfektionismus und Continuous Improvement führte.
Früher haben wir erst das Produkt fertiggestellt und dann die Story entwickelt – heute ist es umgekehrt. Früher haben wir Dinge beendet – heute reden wir nur noch über Betaversionen, die einem ständigen Update unterzogen werden. Wir suchen nach Enden aber finden keine mehr, da Prozesse wie ein Endlos-Scroll an uns vorbeiziehen.
Wurden früher die Kreativen gefragt, wo ihnen die besten Ideen einfallen, so lautete die Antwort stets: beim Joggen oder unter der Dusche! Heute wird in das unerschöpfliche Sammelbecken Internet gegriffen und Vorhandenes neu angeordnet.
Als die „Generation am Hebel“ stehen wir vor einem echten Dilemma. Diese Zeiten des Umbruchs erfordern neues, innovatives und eigenständiges Denken. Denn auch wenn wir uns der Illusion hingeben, alles im Griff zu haben, müssen wir uns doch objektiv eingestehen, dass das Anlegen von Ordnern im Mailprogramm und das Arbeiten auf dem virtuellen Desktop nur ein Abklatsch der Realität ist, der uns jahrelang Halt gegeben hat.
Wenn wir so weitermachen, endet jeder Einzelne von uns in der digitalen Depression – gestresst, fremdgesteuert und sinnentleert. Was können wir dagegen tun?

Wir betrachten den Riss vor uns, der die unterschiedlichen Denkweisen trennt und zu so vielen Missverständnissen führt. Wir schauen hinunter, wir schauen hinüber, wir müssen erkennen, dass wir uns nicht entziehen können, die Welt ist technologiegetrieben und wird es auch bleiben.
Und dann machen wir einen großen Schritt. Denn wir können selbstbestimmt Handeln und der Geschwindigkeit mit einer anderen Haltung gegenübertreten. Wir können mehr Leichtigkeit zulassen und durch Trial & Error Dinge optimieren. Wir haben es selbst in der Hand, unser digitales Leben zu gestalten, denn es gibt einen Raum zwischen Reiz und Reaktion. Das Marketing kann dabei eine zentrale Rolle spielen und Prozesse als roter Faden begleiten und zusammenhalten.

Die Reise mit Julia Peglow war überaus spannend und inspirierend und hat bei den mehr als 130 Gästen beim anschließenden Get Together für viel Diskussionsstoff gesorgt.
Wirkung und Intensität wurden auch nicht durch die Tatsache geschmälert, dass der Vortrag sehr kurzfristig krankheitsbedingt auf eine riesige Leinwand verlegt werden musste. Das zeigte um so mehr, welche Bedeutung die Digitalisierung für uns hat.

Wir bedanken uns herzlich bei der Fielmann Akademie für die Bereitstellung der Location und bei Julia, der wir gern und gespannt gefolgt sind.

Text: Claudia Menzel